Am Mittwoch stand für uns ein besonderes und gesellschaftlich sehr wichtiges Thema auf dem Programm. Im Rahmen des demografischen Wandels und vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingssituation wird es – auch für die Jugendfeuerwehren – mehr und mehr wichtig, sich mit dem Thema zu beschäftigen, um auch in Zukunft den Fortbestand der Freiwilligen Feuerwehren sicherzustellen. So haben wir also damit begonnen uns zu fragen, was Integration überhaupt ist und was das Wort bedeutet. So steht das aus dem Lateinischen stammende Wort zum Beispiel für “erneuern, ergänzen und geistig auffrischen”, also durchaus positiv besetzte Begriffe. Im Anschluss haben wir uns gefragt, aus welchen Gründen Menschen aus Gruppen ausgeschlossen werden. Neben den “klassischen” Gründen wie Religion, sexuelle Orientierung oder Herkunft, können gerade in der Schule aber zum Teil auch “banale” Gründe wie Markenklamotten oder Smartphones eine wichtige Rolle spielen. Hier wurden unter anderem Erfahrungsberichte unter den Jugendlichen ausgetauscht. Der Gesetzgeber hat mit dem Grundgesetz und dem Allgemeinen Gleichstellungsgesetz (AGG) Maßnahmen unternommen, um die Diskriminierung von Menschen aus Gründen der Rasse, der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, des Alters, einer Behinderung, der Weltanschauung, der sexuellen Identität oder der Religion zu verbieten.
Das Motto der Deutschen Jugendfeuerwehr lautet “Unsere Welt ist bunt!”. Anlass genug für uns zu schauen, wie bunt UNSERE Jugendfeuerwehr denn eigentlich ist. Dafür haben die Jugendlichen die Aufgabe bekommen, sich bei ihren Eltern und Großeltern zu informieren, aus welchen Ländern diese zum Teil stammen und aus denen sie nach Deutschland gekommen sind. Hierbei zeigte sich schnell, dass unsere Jugendfeuerwehr ziemlich bunt ist. Natürlich kamen viele der Eltern und Großeltern aus Deutschland oder dem früheren Schlesien oder Ostpreußen. Aber es gibt bei uns auch Verbindungen nach Georgien, Griechenland, in die Türkei, nach Großbritannien, Polen, Kasachstan, Russland und sogar bis nach Argentinien. Leider waren nicht alle Jugendlichen bei dem Dienst anwesend, sodass auf die Gesamtheit betrachtet die Landkarte noch ein wenig bunter geworden wäre. Einige der Jugendlichen konnten auch spannende Geschichten über ihre Eltern und Großeltern erzählen; zum Beispiel über die Flucht aus Schlesien nach dem zweiten Weltkrieg. Durch die Herkunft der eigenen Familie konnten einigen Jugendlichen sicher die Augen geöffnet werden.
Das nächste große Thema, das wir im Rahmen der Integration besprochen haben, ist die sexuelle Identität. So haben wir zunächst erfahren, was die Abkürzung “LGBT” bedeutet und uns ausgetauscht, wie wir persönlich eigentlich reagieren würden, wenn unser bester Freund uns erzählt, dass er „eigentlich nicht auf Mädchen steht“. Einige unserer Jugendlichen haben sogar Freunde und Bekannte, die homosexuell oder sogar transsexuell sind und konnten über ihre Erfahrungen sprechen. Zum Glück ist es heute viel leichter zuzugeben, dass man homosexuell ist, als noch vor ein paar Jahren. Wir sind uns in unserer Gruppe auf jeden Fall einig gewesen, dass wir damit kein Problem haben, sondern mehr nach dem Grundsatz “Schwul – na und?” leben.
Der letzte große Themenblock war das Thema “Jugendliche mit Behinderungen/Handicap”. Hierzu haben wir die Frage besprochen, ob wir in unserer Jugendfeuerwehr überhaupt Menschen mit Behinderungen aufnehmen können. Natürlich ist unser Feuerwehrhaus nicht behindertengerecht ausgebaut und es gibt sicher einige Sachen, die z.B. ein Rollstuhlfahrer nicht in der gleichen Art und Weise machen kann wie jemand, der normal gehen kann. Aber dennoch zeigen uns andere Jugendfeuerwehren – auch im Landkreis Schaumburg – dass Jugendfeuerwehr und Handicap sich keinesfalls ausschließen müssen und auch wir gerne bereit sind, Jugendliche mit Handicap bei uns in der Jugendfeuerwehr aufzunehmen. Die Ausgangsfrage konnten wir also mit einem klaren “JA!” beantworten. Alles in allem war es ein sehr interessanter Dienst zu einem Thema, das obwohl es so wichtig ist, eigentlich viel zu wenig besprochen wird. Letztlich können wir für unsere Jugendfeuerwehr sagen: Jugendfeuerwehr Waltringhausen – unsere Welt ist bunt!
Text und Bilder: Steffen Preussing
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